16. November 2023
Landeskongress der Räte der Religionen
Am 26.10.2023 kamen Vertreter*innen aus Religionsgemeinschaften und Kommunen in Friedrichshafen zusammen, um in den Austausch zu treten. Beim diesjährigen Landeskongress der Räte der Religionen waren Christentum, Islam, Judentum, Buddhismus und der alevitische Glaube vertreten. Aktuelle Themen wurden besprochen und in Arbeitsgruppen bearbeitet.
Dialog Fördern
Auftakt der Veranstaltung war die Begrüßung durch Dr. Theresa Beilschmidt, die für das vom Sozialministerium Baden-Württemberg geförderte Projekt „Lokale Räte der Religionen“ der Stiftung Weltethos zuständig ist. Sie gab zunächst einen Einblick in die Entstehungsgeschichte der Räte der Religionen. Ihr Ziel ist es, den interreligiösen Dialog auf Landesebene zu unterstützen und die Sichtbarkeit von Religionen zu stärken. Im Anschluss verlas sie das Statement der Stiftung Weltethos zum Angriffskrieg der Hamas gegen den Staat Israel.
Darauf folgte eine Begrüßung durch den Bürgermeister der Stadt Friedrichshafen, Andreas Hein. Er betonte die Wichtigkeit des interreligiösen Dialogs – vor allem in Anbetracht der momentanen Lage im Nahen Osten. Diesen Dialog zwischen den Religionen und den daraus folgenden Austausch benannte er als Schlüssel zum friedlichen Miteinander.
Außerdem stellte Selin Yavuz vom DITIB-Landesverband Baden das von der Stiftung Weltethos initiierte Jugendforum der Religionen vor. Zentrale Anliegen des Jugendforums der Religionen sind es, den interreligiöse Dialog auch vermehrt zwischen jungen Menschen zu führen sowie ihre Interessen und Bedürfnisse sichtbar zu machen.
Mit- und VOneinander Lernen
In Kleingruppen tauschten sich je fünf bis sechs Teilnehmer*innen über die Fragen aus, was sie motiviert, was klappt, was nicht klappt, was sie als Individuen aber auch als Gemeinde bewegt. Es konnten Hinweise weitergegeben und Ratschläge erteilt werden und vor allem konnte von anderen gelernt werden – wie machen die anderen das?
Die Teilnehmer*innen sprachen über Konfliktstrategien, über Gemeinsamkeiten und tauschten Kontakte zur weiteren Vernetzung aus. Ein Wunsch wurde immer wieder geäußert: weniger Fokus auf die theologische Lehre und dafür mehr auf die Gemeinsamkeiten der Glaubensgruppen.
An drei Thementischen konnten sich die Teilnehmer*innen über aktuelle Angebote und Initiativen informieren und ihre Perspektiven einbringen.
Umgang mit religiöser Demokratie
Die neue Mitarbeiterin der Stiftung Weltethos, Büşra Çebi, stellte das Planspiel „sichtbar gläubig – Zum Umgang mit religiöser Demokratie“ vor. Es richtet sich an Schüler*innen mit dem Ziel, ihnen andere Rollen und somit einen Perspektivwechsel anzubieten.
Durch die Idee des Planspiels angeregt, entwickelten die Teilnehmer*innen immer neue Abwandlungen für andere Zielgruppen. Welche Szenarien können außerdem aufschlussreich sein und die Gruppe vor eine konstruktiv lösbare Aufgabe stellen?
Das Planspiel steht allen Interessierten über die Download-Funktion auf der Webseite der Stiftung Weltethos zur freien Verfügung.
Demokratie (Er)Leben!
Den zweiten Thementisch moderierte Mirjam Schmalz vom Projekt „Demokratie leben!“. Er steht unter dem Motto Religion und Demokratie: Gemeinsame Projekte für eine starke Demokratie.
Mirjam Schmalz stellte zunächst das Projekt „Demokratie leben!“ vor, ein Bundesprogramm vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Im Workshop wurde über Ideen zu möglichen Projekten gesprochen, die Demokratie stärken. Die Frage nach der Rolle von Ehrenamtlichen, Multiplikator*innen und auch Eltern wurde ebenfalls thematisiert.
Musik in der Friedensarbeit
Der dritte Workshop mit dem Titel „Wie klingt was du glaubst?“ – Dialog durch Musik wurde von Susanne Jakubowski und Alon Wallach vom interkulturellen und interreligiösen Musikprojekt TRIMUM moderiert.
Die Teilnehmenden beschäftigten sich mit Musik und ihrer Rolle als bindendes Glied in der Gesellschaft und zwischen den Religionen. Hierbei ging es um das praktische Musizieren um das Zusammenzukommen und um die Bedeutung von Liedern, Musik und Gesang in den einzelnen Religionen. Impulsgebend war die Frage: „Wie kann Kultur/Religion eine transformative Wirkung erzielen?“. Die Teilnehmer*innen stellten sich die Frage, was sie sich für ihre Kommunen wünschen, damit die Friedensarbeit vorankommt. Dabei kam der Wunsch des gemeinsamen Gestaltens auf, sei das in Form von Singen oder anderen musikalischen Praktiken.
Grenzen des Dialogs
Abschließend wurde der Israel-Palästina-Konflikt thematisiert: Erfahrungen, Überlegungen und einem möglichen Umgang damit.
Während einige Kommunen noch nach den richtigen Worten und möglichen sensiblen Aktionen suchen, haben andere schon ein Zeichen gesetzt. Darunter der Rat der Religionen in Stuttgart. Dieser hat relativ schnell auf die Nachricht reagiert und dazu eine Pressemitteilung veröffentlicht. In andere Kommunen wurde dieses Thema anders angegangen. Einig war man sich, dass es manchmal besser sei, Themen nicht anzusprechen, wenn die Zeit noch nicht reif ist. So müsse man akzeptieren, dass der Dialog auch seine Grenzen hat.
Damit sich dieser Prozess weiterentwickelt, ist es wichtig, dass mehr in bereits bestehende Beziehungen investiert wird, um in zukünftigen Konflikten die Rolle und die Sicht des Gegenübers zu verstehen. Hier wurde deutlich, wie wichtig die in den Räten der Religionen entstandenen tragenden Verbindungen sind. Diese gilt es auch in Zukunft zu unterstützen und zu fördern.
Tel.: +49 (0)7071 400 53 - 13
E-Mail: beilschmidt@weltethos.org