14. Juni 2023
Jahresbericht 2022
In einer Zeit, in der nationalistische Machtinteressen weltweit immer häufiger mit kriegerischen Mitteln verfolgt werden und eine Großmacht imperialistisch seinem Nachbarland einen Zermürbungskrieg aufzwingt, erscheint die Vision eines globalen Ethos anachronistisch und wirklichkeitsfremd. Doch in einer solchen Zeit, in der sich geopolitische Spannungen und Krisen verschärfen und Nationen und Zivilgesellschaften immer weiter auseinanderdriften, ist unsere einzig verbleibende Hoffnung, dass es doch noch gelingt, ein die Völker verbindendes Verständnis zu entwickeln, wie ein Leben von Menschen unterschiedlichster Nationen, Kulturen und Religionen auf der Basis universeller ethischer Prinzipien gemeinsam gestaltet werden könnte. Dabei kommt Hans Küngs Projekt Weltethos auch weiterhin eine bedeutsame Rolle zu, weil es die Grundlagen für eine moralische Orientierung benennt und zu schaffen vermag, die über kulturelle und nationale Grenzen hinweg gelten kann und die Fähigkeit von Gesellschaften und Individuen bestärkt, ihre kulturellen Wertvorstellungen und ihre Religion nicht für nationale Interessen missbrauchen zu lassen.
Globale Ethische Zusammenhänge
Glücklicherweise gibt es weltweit viele Menschen, die sich für Toleranz, Gerechtigkeit und Menschenrechte einsetzen und bereit sind, sich jenseits des engen Horizonts eigener Interessen den zahlreichen globalen Herausforderungen zu stellen. Die aktuellen geopolitischen Konflikte machen es indes noch schwerer auf Probleme wie Klimawandel, zunehmende Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen oder gesellschaftliche Konflikte verstärkende soziale Ungerechtigkeit angemessen zu reagieren. Nur ein Denken und Handeln in globalen ethischen Zusammenhängen schafft letztlich die Voraussetzung für die Lösung der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit; aber dieses Denken und Handeln muss jeweils auch vor Ort – etwa im Schul- oder Berufsalltag – gelebt und umgesetzt werden.
Wege für Toleranz
Die Stiftung Weltethos leistet mit all ihren von großzügigen Förderern und engagierten Projektpartnern ermöglichten Projekten und Programmen – sei es in den Weltethos-Schulen oder im worldlab, dem Labor für gelebte Demokratie, in der interreligiösen Bildungsund Verständigungsarbeit sowie im Weltethos-Institut mit seinem Fokus auf der Umsetzung ethischer Prinzipien in der Wirtschaft – einen wichtigen Dienst an der Gesellschaft.
Sie hilft Menschen und Institutionen, Wege für Toleranz und Verständnis über Kulturen hinweg und damit für ein gelingendes Miteinander zu finden und zu beschreiten. Allen, die durch ihr großes und erfolgreiches Engagement in der Stiftung Weltethos und im Weltethos-Institut die Arbeit am Projekt Weltethos möglich machen und immer wieder neue Akzente für dessen Weiterentwicklung setzen, gilt ebenso mein herzlichster Dank wie den zahlreichen Projektpartnern und allen Förderern und Spendern, die uns bei unserer Arbeit in vorbildlich generöser Weise unterstützen.
Prof. Dr. Bernd Engler in seinem Grußwort