Islam bedeutet Frieden. Beharrlich hört man seit den Tagen des 11. Septembers 2001 von jungen Muslimen diesen Satz.
Man kann ihn kritisieren als eine Verdrängung der Tatsache, dass der Islam, wie jede andere Religion und Weltanschauung, über ein Gewaltpotenzial verfügt. Man kann ihn beanstanden, da Terroristen muslimischen Glaubens sich wiederholt auf den Islam beziehen und ihre Taten mittels Versen aus dem Qur?an legitimieren. Man kann ihn zurückweisen, da er keine kritische Auseinandersetzung mit gewalttätigen Interpretationen des Islam und deren Denkern fördert und somit schließlich keine Veränderung bewirkt.
Andererseits: „Islam ist Frieden“, drückt dieser Satz, ausgesprochen von einem Ali-normal-Muslim, nicht eine Ablehnung von Gewalt im Namen der Religion aus? Drückt er nicht eine Abscheu vor Terroristen muslimischen Glaubens aus? Drückt er nicht einen Trotz gegenüber den Handlungen muslimischer Gewalttäter aus, die immer wieder das Gegenteil bekräftigen wollen? Bringt er nicht zum Ausdruck, dass der Islam ganz anders ist?
„Kein Weltfrieden ohne Religionsfrieden“, lautet verkürzt die These des Theologen Prof. Dr. Hans Küng. Doch über welche Friedenspotenziale verfügt der Islam, welche konkreten Friedenspraktiken lehrt er und inwiefern kann er das Friedenspotenzial des Judentums und Christentums ergänzen? Diesen anderen Blickwinkel auf den Islam und das Herausfiltern und Bündeln seiner friedenstheologischen Inhalte soll Gegenstand einer dreiteiligen Vortragsreihe sein. Weder Apologetik noch Rechtfertigung, sondern konkret gefragt: Welche Friedenspraxis bietet der Islam als Teil der abrahamischen Religionen dem Menschen von heute an? Was kann man in Sachen Friedenskompetenz vom Islam lernen?
Das Ökumenische Institut für Friedenstheologie, die Stiftung Weltethos, der Zentralrat der Muslime und die Melanchthon-Akademie laden zu einer ungewohnten und spannenden dreiteiligen Gesprächsreihe ein, die einen anderen Blick auf den Islam wirft.
Wenn eine Religion triumphiert, bleibt dies nicht ohne Auswirkungen auf die Gläubigen. Die Euphorie wird schnell zu einer geistigen Epidemie, die von einem Gläubigen auf den nächsten springt und Gewalt entgrenzt. Ein Umstand, der Muhammad bewusst war, und den er in seiner finalen Predigt betonte. 1.400 Jahre später stellt sich die Frage, wenn Islam Frieden bedeutet, können Muslime heute noch glaubwürdige Vertreter einer Friedenstheologie sein? Hat der Islam noch genug Leuchtkraft, seine Friedensbotschaft, neben jener von Juden und Christen, in der Welt erstrahlen zu lassen?
Der Islamwissenschaftler und Philosoph Dr. Muhammad Sameer Murtaza, freier Mitarbeiter der Stiftung Weltethos, bejaht dies, sofern Muslime die Gestalt Muhammads ernst nehmen. Aber was sehen Muslime in dem Propheten des Islam, der häufig für Juden und Christen eine Reizfigur darstellt? Ist es vielleicht Zeit, Muhammad mit anderen Augen zu sehen?
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