20. Oktober 2023

Tagung Werteorientiert?!

Menschen sitzen auf einem Podium und unterhalten sich.

Welche Werte verbinden uns als Gesellschaft und wie resilient sollten unsere demokratischen Strukturen sein? Darüber sprachen wir am 4. und 5. Oktober auf der Tagung „Werteorientiert?! Politische Bildung in krisenbelasteten Zeiten“.

Zusammenhänge verstehen

Räume der Begegnung

Am 4. Oktober gab es zunächst eine Reihe an Impulsvorträgen aus den Sozialwissenschaften, der Forschung zur politischen Bildung und zur Ideengeschichte des Islam. Im Bereich der politischen Bildungsarbeit ging es um Ansätze der Friedensbildung an Schulen und um die Rolle von Safe Spaces als Voraussetzung für die Teilhabe in der Jugendkulturarbeit.  Diskutiert wurde auch die Frage, wie Glaube und Klimaprotest miteinander zusammenhängen und warum man sich als religiöser Mensch für Aktivismus interessieren sollte. Zachary Gallant von der multireligiösen Klimaaktivismus-NGO GreenFaith betonte: 

 

„Der Dialog allein reicht nicht aus und ist nicht attraktiv genug. Wir müssen mehr machen, anstatt immer nur darüber zu reden, was wir machen werden.“

Zachary Gallant hält einen Vortrag.
Foto: Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Zwei Teilnehmerinnen sitzen bei einem Workshop gemeinsam an einem Tisch.
Foto: Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart

„Muslimische Träger sehen sich immer noch mit Strukturen der Exklusivität konfrontiert.“

Wertediskurs

Der Markt der Möglichkeiten

Am zweiten Tag luden die Veranstalter*innen auf dem „Markt der Möglichkeiten“ zu einem Austausch über Projekte und Ansätze in ihrer Bildungsarbeit ein. Insgesamt konnten die Teilnehmenden zwischen fünf verschiedenen Diskussionen hin- und herzuwechseln. Das Thema Werte war dabei der rote Faden. 

Michèl Ali Schnabel von der Muslimischen Akademie Heidelberg leitete das Gespräch zum Thema „Zwischen Empowerment und Ohnmacht. Die Einbindung und Repräsentation muslimischer Perspektiven in der politischen Bildung“. 

 

Mit seinem Statement betonte er, mit welchen Problemen der Ausgrenzung er noch immer konfrontiert ist – vor allem bei informellen Veranstaltungen. Dann, wenn die Netzwerkarbeit für Träger und Organisationen beginne und die Leute bei einem Sekt oder einem Bier entspannt zusammensitzen, werde man als Muslim*in schief angeschaut, wenn man das Glas dankend ablehne.

 

 

Themenvielfalt

Demokratie, Vielfalt & Werte

„Wir sehen uns heutzutage mit dem Problem konfrontiert, dass sich eine Unkenntnis über Demokratie verbreitet hat. Was ist Streit? Was darf oder muss ich aushalten?“

 

Felix Steinbrenner von der Landeszentrale für politische Bildung bringt das Spannungsverhältnis innerhalb der Gesellschaft in Hinblick auf Krisen zu Sprache.  Mit dem Titel „Zwischen Veränderungsdruck und Wunsch nach Beharrung. Neue Herausforderungen für die Qualität der politischen Bildungsarbeit?“ gingen die Teilnehmenden auf Konfliktpotenziale, Safe Spaces und Ambiguitätstoleranzen ein. 

Viele weitere Fragen wurden diskutiert: Das Programm ‚RespACT‘ der ASKB lud dazu ein, zu reflektieren, wie wir Vielfalt leben und Haltung zeigen können. Außerdem kamen die Fragen auf, ob die politische Bildungsarbeit einer Evangelischen Akademie Position beziehen darf und wie wir ein wertebasiertes Miteinander in der Schule stärken können.  

 

Zum Abschluss der Tagung stand eine Erkenntnis im Mittelpunkt: Wir dürfen nicht aufhören nach Werten zu fragen. Denn es finden sich immer wieder neue Gruppen zusammen, die unterschiedliche Antworten und Perspektiven auf Wertevorstellungen mitbringen.

Die Veranstaltung war eine Kooperation mehrerer Einrichtungen, welche ihre jeweilige Perspektive einbrachten und zu kontroversen Diskussionen einluden. Neben der Stiftung Weltethos und der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart als Gastgeberin fand die Tagung zusammen mit der Muslimischen Akademie Heidelberg, dem Volkshochschulverband Baden-Württemberg, der Evangelischen Akademie Bad Boll und der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg statt.

Derya Sahan steht am Rednerpult.
Foto: Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart