15. Oktober 2024

Landeskongress der Räte der Religionen Stuttgart

Drei Frauen unterhalten sich an einem Stehtisch. Die Frau im Mittelpunkt trägt kurze Haare und ein rot-gelbes Gewand.
Foto: Stiftung Weltethos/Philipp Sigle

Zum diesjährigen Landeskongress der Räte der Religionen trafen sich Vertreter*innen von Religionsgemeinschaften und Kommunen aus ganz Baden-Württemberg am 9. Oktober in Stuttgart. Das Vernetzungstreffen im Rahmen des Projekts „Lokale Räte der Religionen“ wird von der Stiftung Weltethos organisiert: Im Mittelpunkt stehen Austausch und Begegnung.

INTERRELIGIÖSER DIALOG

BASIS FÜR VERSTÄNDIGUNG

In seiner Begrüßung hob Bürgermeister Clemens Maier, der auch Religionsbeauftragte der Stadt Stuttgart ist, die Wichtigkeit des interreligiösen Dialogs hervor– vor allem in Zeiten globaler Krisen. Die Bemühungen und das Engagement der Räte bildet eine Basis für Verständigung und Frieden.

Lena Zoller, Geschäftsführerin der Stiftung Weltethos, unterstrich, dass unterschiedliche religiöse Gruppen ihre Differenzen anerkennen und in Solidarität und Freundschaft Seite an Seite stehen müssten. Die Sehnsucht nach Frieden und Verständigung schaffe ein Verantwortungsgefühl, das uns antreibt.

Auch wenn Traumatisierungen durch aktuelle Herausforderungen den Dialog erschweren: Ralph Klause, Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg, betonte die Notwendigkeit einer Vertrauensbasis für die interreligiöse Zusammenarbeit. Der Austausch mit Vertreter*innen unterschiedlicher Religionen ermögliche einen Perspektivwechsel für die Bedürfnisse des anderen.

Zu sehen ist der große Sitzungssaal des Stuttgarter Rathauses. Mehrere Personen sitzen an einem runden Tisch. Im Hintergrund steht auf einer Power-Point-Folie: Lena Zoller, Stiftung Weltethos
Foto: Stiftung Weltethos/Philipp Sigle
Ein jüngerer Mann unterhält sich an einem Stehtisch mit anderen Teilnehmenden des Landeskongress der Räte der Religionen.
Foto: Stiftung Weltethos/Philipp Sigle

austausch und Begegnung

GESCHÜTZTE RÄUME SCHAFFEN

Die Räte-Mitglieder tauschten sich in wechselnden Gruppen untereinander aus. Dabei ging es um die zentrale Frage, wie geschützte Räume für interreligiöse Begegnung geschaffen werden können, die aber auch gleichzeitig einen offenen und kritischen Austausch ermöglichen. Thematische Schwerpunkte waren u.a. unterschiedliche Formen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit, die Sorge um die politische Stärke rechter Parteien, Präventionsarbeit gegen religiöse Radikalisierung, Zugänge zu Schulen und in die Jugendarbeit sowie Medienkompetenzen.

VIELFÄLTIGE AKTIVITÄTEN

Kommunalpolitik, Gärten der Religionen, Jugendforum

Wie vielfältig die Aktivitäten der Räte auf Landesebene sein können und auf welch unterschiedlichen Ebenen sie sich engagieren, zeigten die unterschiedlichen Thementische.

Susanne Jakubowski und Deniz Kiral, Rat der Religionen Stuttgart, moderierten den Thementisch „Räte der Religionen und Kommunalpolitik“. Sie berichteten über ihre Antragsstellung beim Gemeinderat Stuttgart für die Finanzierung einer Mitarbeiterstelle für den Rat der Religionen Stuttgart. Auch wenn der Antrag abgelehnt wurde: Susanne Jakubowski betonte, wie wichtig es sei, den Kontakt zu Kommunalpolitikern regelmäßig zu pflegen. Man dürfe sich nicht entmutigen lassen, so Deniz Kiral. Die Wirksamkeit der eigenen Dialogarbeit müsse besser vermarktet und sichtbarer gemacht werden.

Mirja Kon-Thederan, AG Garten der Religionen für Karlsruhe e.V.,  stellte den Karlsruher Garten der Religionen vor, der seit seiner Eröffnung im September 2015 einen Raum der Begegnung bietet. Sie erläuterte die unterschiedlichen Funktionen, die ein solcher Garten für unsere plurale Gesellschaft hat. Dass interreligiöse Gärten auch Orte des Friedens, der Begegnung und der konstruktiven Auseinandersetzung sein können, war für viele  Räte anderer Kommunen eine neue Anregung.

Als „junge  Stimmen“ der Räte moderierten Arne Käfer, Vanessa Gunesch (Evangelisches Jugendwerk in Württemberg) und Alon Bindes (Jüdische Studierenden Union Württemberg) einen Thementisch zum Jugendforum der Religionen. Zentrales Anliegen des Jugendforums der Religionen ist es, den interreligiöse Dialog auch vermehrt zwischen jungen Menschen zu führen sowie ihre Interessen sichtbar zu machen. Sie informierten über Veranstaltungs-Formate wie zum Beispiel Spielabende, die für junge Menschen attraktiv sind, und sie schilderten ihre Einschätzungen zu den Bedürfnissen junger Menschen.   Jede Religionsgemeinschaft müsse bedarfsorientiert an ihre Jugendlichen herantreten und Angebote so attraktiv wie möglich gestalten.

Der Erfahrungsaustausch an den Thementischen verdeutlichte, dass ein ständiger Dialog zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften und anderen relevanten Akteuren notwendig ist, um für religiöse Vielfalt, Verständnis und Respekt einzutreten.

In der Abschlussrunde wurde insbesondere der Impuls hervorgehoben, die friedensstiftenden Potentiale der Religionen auszuschöpfen, die für die gegenseitige Akzeptanz und den Zusammenhalt stehen. Der Rat der Religionen Stuttgart lud alle Kongress-Teilnehmenden zum anschließenden „Tag der Religionen“ ein.
Der nächste Landeskongress 2025 wird von der Kommune Offenburg und dem Arbeitskreis Interreligiöser Dialog Offenburg (AKIDO) ausgerichtet.

Ein junger Mann mit Brille hört an einem Stehtisch vier älteren Frauen zu.
Foto: Stiftung Weltethos/Philipp Sigle

Ansprechpartnerin

Haben Sie noch Fragen?

Dr. Theresa Beilschmidt
Bereich Interreligiöses und Gesellschaft
Tel.: +49 (0)7071 400 53 - 13
E-Mail: beilschmidt@weltethos.org